Slow Carb und anderes Ernährungszeug
Als ich am Wochenende ziellos durch die tausenden Möglichkeiten surfte, die Skoobe mir bietet, stieß ich auf „Der 4-Stunden-Körper“ von Timothy Ferriss. 4 Stunden? Da war doch was? Achja, das ist der Typ, der „Die 4-Stunden-Woche“ geschrieben hat. Und irgendwie war ich jetzt neugierig. Der Klappentext:
„„Zu dick“, „nicht muskulös genug“, „keine Ausdauer“ – Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist weit verbreitet und leider oft berechtigt. Viele Abnehmtipps fruchten jedoch nicht und enden in Resignation. Wer nur auf die Willenskraft und Leidensbereitschaft seiner Leser baut, scheitert in aller Regel. Deswegen lautet das Motto von Timothy Ferriss: Smart abnehmen und effizient trainieren. Lernen Sie, welche minimalen Maßnahmen ein Maximum an Ergebnissen bringen – durch präzise Informationen über die Funktionsweise unseres Körpers und praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen! Nicht bloß ein weiteres Buch über das Abnehmen, sondern das umfassende Aufbau- und Verschönerungsprogramm für ihren Körper. Ideal für alle, die wenig Zeit haben, aber viel erreichen wollen – und auf wen trifft das nicht zu?“
Minimale Schritte und maximale Ergebnisse, das ist ein Thema, das mich interessiert. Und Ernährung sowieso, schon seit etwa 15 Jahren. Berufsbedingt bekomme ich einiges mit. Ich schreibe viel über Gesundheit und auch Ernährung und recherchiere entsprechend viel. Dazu kommen die zahlreichen Foodblogs, Rezepte und Ernährungstrends, über die ich bei Facebook und Pinterest stolpere. Vor allem bei Pinterest kann man sehr schön künftige „Trends“ erkennen, denn in Sachen Ernährung – zumindest auf dem digitalen Papier – sind uns die Amis um einiges voraus.
Hündische und menschliche Ernährung
Über das Thema Ernährung mache ich mir immer wieder Gedanken. Da haben wir auf der einen Seite das Thema hündische Ernährung. Als vor 14 Jahren der Dicke bei uns einzog kaufte ich einen Sack Trockenfutter, laß 1 Woche lang alles, was ich über Ernährung des Hundes finden konnte und als der Futtersack leer war, wurde der Dicke gebarft. Er war 12 Wochen alt und war Zeit seines Lebens (bis auf die Sache mit dem Durchfall) nie krank. Er wurde 10 Jahre alt. Als 6 Jahre später der Terrier einzog wurde er vom ersten Tag an gebarft. Ich druckte einen Futterplan aus, an den wurde sich grob gehalten und kurz darauf hatte ich ein Gefühl dafür, wie das auszusehen hatte. Ich habe nie jemanden missioniert und seltsamerweise bekam ich auch nie auch nur einen komischen Kommentar von irgendjemandem deswegen. Nicht einmal von unserer Tierärztin.
Heute ist barfen eine komplizierte Angelegenheit und es braucht Geduld und Engelszungen, um jemanden davon zu überzeugen. Dabei ist es sowas von tierisch logisch. Hunde leben seit tausenden von Jahren an unserer Seite. Und Trocken- und Dosenfutter gibt es erst seit einer verschwindend geringen Zeit. Vor 100 Jahren hat sich niemand um die Ernährung des Hundes geschert – und auch niemand um seine eigene. Und um die Ernährung von Hunden machen viele mehr Aufhebens als um die ihrer Kinder. Ich kenne zumindest niemanden, der seinen 2-jährigen mit Vitaminpillen und Zusätzen füttert. Daher schüttele ich gern ein wenig den Kopf über all den Bohei, der heute daraus gemacht wird.
Von Vitaminen und Krankheiten
Vor über einem Jahr sollte ich für einen Kunden über das Thema Vitamine schreiben. Über jedes einzelne, ungefähr so viel, wie dieser Text bis hier her jetzt lang ist. Ich habe mich reingekniet und alles mögliche recherchiert, wissenschaftliche Studien gelesen und Wikipedia herangezogen. Gerade bei letzterem ist sehr interessant, was sich da so findet. Denn bei verschiedenen Vitaminen ist nachzuvollziehen, dass die Werte immer wieder angepasst werden (übrigens auch die für Bluthochdruck und Diabetes, ein Schelm, wer böses dabei denkt). Und wenn ich mich mit allen Vitaminen ausreichend versorgen möchte, müsste ich zum Teil Unmengen von Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch (ja, Fleisch HAT Vitamine) verschlingen. Und da drängt sich mir unweigerlich die Frage auf: Ist das physiologisch?
Ich gehe davon aus, dass sich die Natur etwas dabei gedacht hat. Wie das so laufen soll, mit dem überleben und der Ernährung. Überlebt haben wir immerhin bis hier und heute. Und ernähren konnten wir uns auch. Wie viel Obst hatten wohl die Menschen vor 200 Jahren zwischen November und Mai zur Verfügung? Wie oft in der Woche hat jemand in Bayern vor 200 Jahren wohl Seefisch gegessen? Jetzt könnte man als Gegenargument anführen, dass die Menschen damals vermutlich nicht sehr gesund waren. Und dann muss ich ganz schön lachen. Denn wer ist denn heute bitte gesund? Wir haben Übergewicht, Arteriosklerose, Diabetes und Krebs. Jede Menge Krebs sogar. Von gesund sind wir jedenfalls ziemlich weit entfernt. Fakt ist: Ich glaube nicht an dieses ganze Ernährungsgedöhns.
Fett macht fett und Ernährung muss abwechslungsreich sein
Und damit komme ich auch schon wieder zu Timothy Ferriss. Er räumt mit einer ganzen Reihe von Ernährungsmythen auf. Zum Beispiel der, das Fett fett macht. Und wie das mit den Kalorien eigentlich so ist, die immer gerne ins Feld geführt werden, wenn es ums abnehmen geht. Die Sache mit den Kalorien war tatsächlich auch mal neu für mich, ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob 100 Kalorien aus Rindfleisch das selbe sind, wie aus Ouzo. Sind sie nämlich nicht. Interessant war daher auch eine zitierte Studie, in der die Probanden eine strenge Diät einhalten mussten. Diese bestand pro Gruppe zu je 90% aus Fett, 90% aus Eiweiß und 90% aus Kohlenhydraten. Die einzige Gruppe, die nichts abnahm und im Gegenteil sogar zunahm war die, die sich zu 90% aus Kohlenhydraten ernährte. Am meisten nahmen diejenigen aus der Fettgruppe ab – nämlich 400 Gramm am Tag. Dagegen stehen 100 Gramm Zunahme bei der Kohlenhydrate-Gruppe und 270 Gramm Abnahme bei der Eiweiß-Gruppe.
Und so geht es in seinem 600-Seiten-Buch munter weiter. Ferriss ist ein Freak, ein Terrier, der sich in eine Thematik verbeißt und sie dreht und wendet und was übrig bleibt, wenn er damit fertig ist, ist erstaunlich und erfrischend anders. Beispielsweise isst Ferriss tonnenweise Fleisch und Eier – tagelang – und lässt sein Cholesterin vorher und nachher checken. Da kann man durchaus ins Staunen kommen, denn die Ergebnisse sind völlig anders, als man meinen könnte. Außerdem behauptet er, mit seiner Slow-Carb-Diät – also langsame Kohlenhydrate statt wenige, dafür schnell wirkende – könne man in 30 Tagen 10 Kilo abnehmen. Kritiker bemängeln dabei die eher einseitige Ernährung (ohne Obst) die aus viel tierischem Eiweiß, Gemüse und Bohnen sowie Linsen besteht. Einmal in der Woche darf man dafür alles essen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht ganz weit weg von einer eher kargen Kost, die Steinzeitmenschen gehabt haben dürften – und sich nach erfolgreicher Jagd einmal in der Woche (oder seltener) den Wanst vollgeschlagen haben. Also irgendwie schon logisch. Zudem ist die Frage, ob eine einseitige Ernährung nicht viel physiologischer ist und unser Verdauungssystem mit dem ganzen Überangebot, das wir heute haben, schlicht überfordert ist.
Das bringt mich zum Abschluss ins Tal der 100-jährigen. Ob dieses nun wirklich existiert oder nicht (Wikipedia bestreitet das), die Menschen dort werden sehr alt (oder sie behaupten es nur), und das bei einer recht kargen, einseitigen Ernährung. Auch in diesem Artikel findet man die Hinweise, wenn man sie finden möchte. Da das Thema sehr komplex ist wird vermutlich noch ein weiterer Artikel folgen. Wie gesagt handelt es sich um ein sehr dickes Buch mit zahlreichen Informationen und ich kann nur einen Teil davon hier wiedergeben. Wer es selber lesen möchte kann es natürlich bei amazon* bestellen, sich zum Einstieg kostenlos ein paar Videos ansehen oder auf Tims Seite stöbern (allerdings auf englisch).
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