Warum Dein Hund einen Guide braucht
Das Leben mit Hund birgt immer neue Herausforderungen und Überraschungen. Das gilt ganz besonders, wenn man wie wir im Wohnmobil lebt und arbeitet. Unsere aktuelle Herausforderung bestand darin, der Fluse das Fahren im Eigenheim (so sieht er das glaub ich) so angenehm wie möglich zu machen.
Im Vorfeld haben wir uns daher zahlreiche Gedanken gemacht. Da unser Wohnmobil nicht von der Stange ist und eben nicht wie üblich direkt hinter den Fahrersitzen Tisch und Sitzbank (diese befindet sich im Heck) hat, war der angedachte Schlaf- und Fahrplatz hinter dem Beifahrersitz geplant. Dort befindet sich so etwas wie ein Schreibtisch, darunter eine Nische, die dem Berner genug Platz zum liegen bietet. Im Vorfeld haben wir sogar extra ein Kissen für ihn anfertigen lassen, das exakt in diese Nische passt. Ab und zu liegt er dort auch gerne. Nicht aber beim Fahren. Keine drei Sekunden lang.
Lösungsversuche eines neuen Problems
Sobald sich das Wohnmobil in Bewegung setzt flitzt er vorne zwischen meine Beine auf der Beifahrerseite (ja, Berner können flitzen :D). Da ich selbst einmal ganz hinten im Heck mitgefahren bin weiß ich, dass ein 6,5 Tonner ganz schön schwankt – selbst bei niedriger Geschwindigkeit. Ich hatte also kein gutes Gefühl dabei, die Fluse auf seinen von uns erdachten Platz zu zwingen.
Im Fußraum die passende Position zu finden schien schwierig. Die ersten Fahrten war er nur am hecheln, samt wasserfallartigem Speichelfluss. Daran konnten auch Rescue-Tropfen nichts ändern. Der nächste Step war also, ihm eine Bach-Blüten-Mischung zusammenzustellen, um es für ihn erträglicher zu machen. Da ich seit über zehn 10 Jahren mit Bach-Blüten arbeite war ich mir sicher, hier schnell zum Ziel zu kommen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne die Fluse gemacht.
Bach-Blüten haben versagt
Auch nach 2 Wochen – und bis dahin hätte sich definitiv etwas tun sollen – findet er Wohnmobil fahren doof. Leider hilft es aber nix – da müssen wir jetzt durch. Das Haus ist verkauft und alles, was wir noch besitzen, fahren wir mit uns durch die Gegend. Immer wieder legt er sich anders hin, wechselt vom Fußraum zwischen die beiden Fahrersitze, legt sogar den Kopf auf die Treppe, die nach oben hinten in den Wohnraum führt.
Irgendwann wird es mir zu bunt. Als er wieder einmal aufstehen will zwinge ich ihn dazu, verdammt nochmal einfach liegen zu bleiben. Er leistet kaum Widerstand und legt sich wieder hin.
Seit diesem Moment ist Ruhe. Die Fluse liegt – immer noch nicht gerne, aber ohne panisch zu speicheln – ruhig zu meinen Füßen. Und ich habe wieder einmal etwas wichtiges gelernt – und umgesetzt! – was ich vor einigen Wochen bereits gelesen hatte und grundsätzlich auch weiß. Die liebe Elena von Andershund hat Ende April einen Beitrag verfasst, der in eben diese Kerbe schlägt. „Herrlich ist unser Hund“ lautet der Titel. Darin geht es darum, wie sehr wir unsere Hunde – und da schließe ich mich keinesfalls aus – vermenschlichen. Es geht nicht darum, seinen Hund nicht zu lieben oder etwas mit Gewalt durchzusetzen. Es geht darum, dem Hund die Last der Verantwortung wieder abzunehmen, die wir ihm aufbürden.
Warum Grenzen wichtig sind
Ein Hund wird schon wissen, was gut für ihn ist. Wenn er Angst hat, muss er das nicht machen. Wir verhätscheln, betüdeln und (er)ziehen an ihnen herum. Aber Hunde brauchen Grenzen. Jeder, der schon einmal mehrere Hunde auf einem Haufen gesehen hat – ohne, dass direkt ein Mensch korrigierend eingreift – oder gar Mutter mit Welpen beobachtet hat weiß, dass Hunde sich gegenseitig klare Grenzen setzen. Es liegt in ihrer Natur.
Mir fiel auch direkt wieder ein Erlebnis von vor 3 Jahren ein, das mich damals sehr beeindruckt hat. Seit 10 Jahren gehe ich mit jedem Hund 2x die Woche in die Hundeschule. Einmal zum Gehorsamkeitstraining in der Stadt, einmal zur freien Spielstunde. Bei einem dieser Stadttrainings war Kirchweih am Marktplatz. Wir gingen nie direkt dorthin, machten absichtlich aber eine Runde drumherum. Die Hunde sollten den Trubel mitbekommen, nicht aber durch müssen. Eine Hündin fand es schon 300 m weg furchtbar und wollte nicht weiter. Frauchen kam direkt ins Schwitzen, zögerte und zauderte. Unser Trainer zwang sie, weiter zu gehen. Und je sicherer Frauchen sich wurde, da jetzt durch zu müssen, desto mehr entspannte sich der Hund.
Auch Hunde die Angst vor Treppen haben kann man mit einer souveränen Führung viel schneller an das gruseligen Objekt der Verweigerung gewöhnen, als es mit Klicker und Leckerchen, Loben, Schmeicheln und Überreden klappt. Dein Hund will nicht ins Wasser? An die Leine nehmen, reinführen und fertig. Hunde wollen nicht dauernd entscheiden können und damit Entscheidungen treffen müssen. Die meisten von uns wollen das übrigens auch nicht. Ich zumindest habe keine Lust, zwischen 20 Sorten Joghurt wählen zu müssen. All die täglichen tausend Entscheidungen verursachen Stress in unserem Gehirn, das noch in der Steinzeit lebt. Erinnerst Du Dich noch an die Zeit als Kind zurück, als Du einfach nur Kind sein durftest ohne die Last der Verantwortung? Lassen wir unsere Hunde doch auch wieder Kind beziehungsweise Hund sein. Und geben wir ihnen das, was sie brauchen: Einen Guide an ihrer Seite, der sie durchs Leben führt.
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