Close

11. Juni 2015

Anti-Giftköder-Training

Jeden Tag erreichen uns über Facebook und Twitter neue Horrormeldungen von Giftködern die ausgelegt worden und Hunde, die daran elendig verendet sind. Man kann solche Meldungen teilen, andere Hundehalter beim Gassi gehen warnen, Zettel aushängen aber dabei sollte man auch nicht vergessen, dass man aktiv etwas dagegen unternehmen kann. Und damit ist das Training am eigenen Hund gemeint. Ein 100%iger Schutz ist das natürlich auch nicht, da hilft nur ein Maulkorb. Inzwischen gibt es auch Modelle, die nicht nach Hannibal Lecter aussehen, zum Beispiel den hier (ja, Entenschnabel ist albern, nimmt dem ganzen aber den Schrecken) oder auch von Bumas. Die sind bunt und können auch auf Maß bestellt werden.

Giftköder Hunde

Jeder Hund ist anders und für jeden kann eine andere Maßnahme sinnvoll sein – oder eine Kombination daraus. Und in Sachen Dinge vom Boden fressen bin ich persönlich bei meinen Hunden nicht zimperlich. Hunde lernen am Erfolg und ob es sich um einen Giftköder oder „nur“ um ein Stück Breze handelt, das ein Kind verloren hat, hat der Hund unterwegs erst einmal etwas gefressen und es ist ihm bekommen gibt es für ihn keinen Grund, es beim nächsten Mal sein zu lassen. Am besten ist also er hat erst gar keinen Erfolg.

Ich habe mit meinen beiden wirklich Glück, Prinzessin Terrier ist ja bekannt dafür, unbekannte Fressalien jeder Art zuerst einmal als hochgiftig einzustufen – auch (und vor allem) dann, wenn sie von uns kommen. Getreu dem Motto: Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht. Bei ihm mache ich mir also kaum Gedanken darum, dass er draußen etwas frisst. Die Fluse ist eher der gemächliche Schweizer und zudem nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte. Er ist einfach ein Schlumpf und bis er schnallt, dass da etwas Fressbares liegt… Aber nichts desto trotz beherrschen beide Hunde die wichtigsten Kommandos und Regeln die einem bei einem Giftköder oder etwas anderem Fressbaren lebensrettende Dienste leisten können.

Grundsätzliches zum Anti-Giftköder-Training

Hunde lernen nicht nur am Erfolg, sie lernen auch ortsbezogen. Vielleicht hast Du selber schon festgestellt, dass Dein Hund im Wohnzimmer perfekt eine Rolle macht, draußen hat er aber scheinbar plötzlich vergessen, um was es überhaupt geht. Man sollte also alle Kommandos immer an verschiedenen Orten „neu“ lernen und aufbauen und dabei langsam den Schwierigkeitsgrad steigern.

Stufe 1

Am besten fängt man immer in der Wohnung in einer ablenkungsfreien Umgebung an. Dein Hund sollte aufmerksam aber nicht überdreht sein. Ein wenig Hunger schadet auch nie.

Stufe 2

Klappt es in der Wohnung gut kann man im Garten oder auf einer wirklich stillen Wiese draußen üben. Nichts sollte den Hund dabei ablenken.

Stufe 3

Die Übungen werden in eine Gassirunde eingebaut. Mach es mal kurz vor dem Ende, mal nach der Hälfte und dann ziemlich am Anfang.

Erfolg und Misserfolg entscheiden

Da Hunde am Erfolg lernen darf er bei all diesen Übungen niemals Erfolg haben. Hat er einmal Erfolg gehabt musst Du anschließend etwa 40 Mal Erfolg haben und ihn von seinem unerwünschten Verhalten wieder kurieren. Von wegen einmal ist keinmal. Überleg Dir also gut, wie Du ihn am Erfolg hindern kannst. Eine Leine leistet in den meisten Fällen gute Dienste, auch eine zweite Person kann sehr nützlich sein.

Lecker, Superlecker, sterbeichdafür

Sicher hast Du ebenso wie Dein Hund ein Lieblingsessen, eines das Du gerne magst und eines das Du eben isst, weil gerade nix besseres im Haus ist. Finde raus welches das „dafür-sterbe-ich-Leckerchen“ für Deinen Hund ist. Trainiere am besten gerade in Sachen Giftköder damit.

Nein

Nein ist nur ein Teil des Anti-Giftköder-Trainings. Die meisten Hunde (und Kinder) kennen das Wort, ignorieren es aber ebenso gerne. Bei Hunden ist es schlicht oft genug nicht richtig aufgebaut. Dabei geht das ziemlich einfach und jeder Welpe kann – und sollte – es lernen.

Setz Dich auf den Boden und nimm ein Leckerchen. Lege es vor Dich hin und lass Deinen Hund zusehen. Wenn er es sich nehmen will sagst Du „Nein“ und legst Deine Hand darüber. Warte bis die Aufmerksamkeit Deines Hundes auf Dich und nicht mehr auf das Leckerchen gerichtet ist.

Weiter

Das Kommando „Weiter“ ist ebenfalls ein äußerst nützliches Kommando im Alltag. Jeder Welpe kommt irgendwann in die Phase in der alles, was auf dem Boden liegt, gefressen wird: Hundehaufen, Menschenhaufen, Pferdeäpfel, Taschentücher, Steine, Stöckchen –  ja die Fluse hat sogar im Galloppp das Moos aus der Wiese gezupft und verspeist. Weiter kann hier sehr hilfreich sein denn für mehr als eine Nase voll Duft bleibt dann keine Zeit. Das wichtigste dabei ist, dass man selbst weiter geht und eben NICHT stehen bleibt und dem Hund damit Zeit gibt, sich den leckeren Fundstücken zu widmen. Das „Weiter“ übt man am Anfang an der Leine um die Kontrolle zu haben. Allerdings sollte man dabei tunlichst vermeiden, den Hund an der Leine weiterzuziehen. Denn dann hat man in Situationen, in denen der Hund ohne Leine läuft keine Chance.

Vermutlich wird die folgende Vorgehensweise nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen aber wie schon gesagt würde ich bei einem Anti-Giftköder-Training und dem Aufbau von so wichtigen Kommandos nicht zimperlich sein. Da an der Leine den Hund weiterzerren keine Option ist bleibt nur noch das anfassen. Am besten geeignet ist dazu ein Stupser mit zwei Fingern in die Seite, am Ende der Rippen. Richtig ausgeführt hat man sofort die Aufmerksamkeit seines Hundes. Falls nicht war man zu zimperlich. Hat man die Aufmerksamkeit geht man rückwärts und lockt den Hund zu sich, die Leine bleibt dabei immer schön locker. Natürlich darf man den Hund dafür auch belohnen.

Kommando Aus

Das Kommando „Aus “ kann man sehr vielschichtig aufbauen. Auch hier beginnt man am besten schon im Welpenalter aber auch bei älteren Hunden können einige der Anregungen hilfreich sein. Zum einen sollte ein Hund warten können, bis er etwas zu fressen bekommt, zum anderen ist eine gewisse menschliche Präsenz – nicht dauernd, aber ab und an – sehr sinnvoll. So lernt der Hund, dass ihm nicht immer alles weggenommen wird und er nicht mit dem Fressen verduften muss. Die Fütterung aus der Hand ist ebenfalls eine gute Möglichkeit und baut zugleich Vertrauen auf.

Aus kann man auch mit Spielzeug und Leckerchen üben. Das funktioniert nicht bei jedem Hund und nicht mit jedem Spielzeug. Die Fluse würde lieber sterben als sein Spielzeug gegen ein Leckerchen zu tauschen. Ist er im Spielrausch zählt nichts anderes mehr. Der Terrier dagegen lässt alles für ein Leckerchen liegen und stehen. Hat Dein Hund also ein Spielzeug im Maul bietest Du ihm ein Leckerchen an und wenn alles gut geht wird er es fallen lassen. Zeit, postwendend „Aus“ zu sagen und anschließend Deinen Hund zu belohnen. Falls Leckerchen uninteressant sind versuche es mit einem zweiten Spielzeug im Tausch. Du darfst Deinem Hund auch nach dem Leckerchen das Spielzeug wieder geben.

Funktioniert das Tauschen nicht bleibt nur das ausdiskutieren – das ich regelmäßig mit der Fluse praktiziere. Dabei geht man langsam und ruhig auf den Hund zu, den Blick desinteressiert woanders hingerichtet. Nachdem er nicht sehr schnell ist kann ich nach dem Fundstück greifen (wir hatten in seinen ersten Lebensmonaten Spaß mit einem gefundenen Rehbein sowie einem lebenden Vogel…). Wichtig ist dann nicht daran zu zerren sondern fest und bestimmt zu verlangen, dass er es loslässt. Das kann unter Umständen auch mal zwei Minuten dauern aber bisher habe ich immer gewonnen. Bloß nicht ins Bockshorn jagen lassen!

Was man sonst noch machen kann: Wenn der Hund frei läuft und man keine Chance hat sofort einzugreifen kann man die zusammengerollte Leine werfen.

Der Superpfiff

Auch der Superpfiff kann tolle Dienste leisten. Er ist ein Notfallsignal und wird nur aufgebaut und anschließend erst bei einem Notfall wieder eingesetzt. Man braucht dazu eine Pfeife oder ein ganz besonderes Indianergeheul, in das man ausbricht um seinen Hund zu rufen. Letzteres muss allerdings auch nach Jahren noch genau so drauf haben und wissen wie beim ersten Mal. Die Pfeife muss man dafür immer dabei haben, ebenso wie das Superfutter schlechthin. Bei uns ist das Superfutter Katzenfeuchtfutter. Das bekommen sie sonst nie und man kann es in praktischen kleinen Beutelchen kaufen, die ca 2 Jahre haltbar sind.

Superpfiff Aufbau

Trainingsbeginn ist wie immer in der Wohnung. Einmal pfeifen lockt in der Regel jeden Hund an, der sehen will was da los ist. Sobald er da ist stülpt man ihm quasi schon die Tüte Katzenfutter übers Maul, so dass er sein Glück kaum fassen kann.
Phase zwei übt man draußen in reizarmer Umgebung einige Tage später. Es soll überraschend für den Hund kommen, ebenso wie die Belohnung.
Dritter und letzter Teil, die Feuerprobe quasi, ist dann eine Sache für die Hundewiese oder genau dann, wenn ein Hase oder Reh aus dem Gebüsch springt. Hauptsache der Reiz ist groß genug um Deinen Hund eine Entscheidung fällen zu lassen – die in der Regel für Superleckerchen und gegen Hund oder Wild ausfällt.
Mach nur nicht den Fehler Deinen Hund dann mit profanen Leckerchen abzuspeisen, es muss schon was ultimatives sein. Ist dieser Schritt ebenfalls geglückt – prima, das wars auch schon. Pfeife und Katzenfutter werden im Gassibeutel verstaut und werden hoffentlich nie gebraucht. (Mein Katzenfutter ist vor 4 Jahren abgelaufen und für die erste Übung mit der Fluse vor gut 2 Jahren musste ich neues kaufen – das inzwischen ebenfalls über den Jordan ist).

Um Erlaubnis fragen

Du kannst Deinem Hund auch beibringen, dass er um Erlaubnis fragen muss, bevor er etwas vom Boden – oder anderswoher – frisst. Nimm dafür Deinen Hund in der Wohnung an der Leine und leg an eine Stelle etwas Futter aus. Führe in dann daran vorbei, verhindere aber, dass er es frisst. Blockiere ihn mit Deinem Körper oder stell Deinen Fuß darauf. Dränge Deinen Hund etwas vom Futter ab, geh in die andere Richtung und lobe ihn, wenn er mitgeht. Übe das ein paar Mal und irgendwann wird der Moment kommen, in dem Dich Dein Hund ansieht wenn Du an den Leckerchen vorbeigehst. Dafür gibt es eine dicke fette Belohnung und einen Indianertanz der Freude. Auch hier nicht vergessen – immer an verschiedenen Orten üben und die Leckerli-Verlockung steigern.

Diese Seite verwendet Cookies, um Informationen auf Ihrem Computer zu speichern. Einige davon sind notwendig, damit die Seite funktioniert. Andere helfen dabei, das Nutzererlebnis zu vereinfachen oder zu verbessern. Mit der Nutzung dieser Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass diese Cookies gesetzt werden Mehr über Cookies

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen