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11. März 2015

Drei Blickwinkel

Der Terrier

Ich muss ja sagen, wenn eines hier gut funktioniert dann ist es Pünktlichkeit. Mir persönlich ist das sehr wichtig. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nie die Uhr lesen gelernt habe, daher frage ich die Magd öfter einmal wie spät es ist. Schließlich möchte ich keinen Spaziergang aus Versehen verschlafen. Wenn es endlich auf zur nachmittäglichen Runde geht und wir in die Kutsche steigen freue ich mich so sehr. Ich fange dann an zu singen und mein ganzer Körper vibriert vor Aufregung und Vorfreude. Die Kutsche ist bequem gepolstert, wenn auch etwas eng bemessen da der Schweizer Trampel natürlich auch immer mitfahren muss. Der Blick aus den Fenstern ist komfortabel denn ich kann zu drei Seiten alles sehen was ich möchte. Treffen wir während der Fahrt Genossen grüße ich sie freundlich und laut, bei dem Fahrtwind weiß man ja nie was draußen ankommt und man möchte schließlich nicht als unfreundlich verschrien werden. Am Ziel unserer Reise angelangt springe ich freudig aus dem Auto und tanze eine Runde auf dem Parkplatz und rufe laut in der Hoffnung auf Antwort.

Die Fluse

Der nachmittägliche Spaziergang ist eines von 367 Highlights an meinem Tag. Ich habe davon tatsächlich jede Menge denn mir geht es echt gut hier. Meine Mama ist den gaaaanzen Tag daheim bei mir und gibt mir leckeres Futter und streichelt mich und lässt mich in den Garten raus. Und auch wieder rein wenn ich das will. Wenn wir dann also nachmittags Gassi gehen – das Wort habe ich schon gelernt, ich bin ja jetzt auch schon über 2 Jahre alt, ganz genau weiß ich es allerdings nicht, da müsste ich mal Mama fragen. Wo war ich? Achja, Gassi gehen. Wir haben da ein Auto, nein also eigentlich sind es zwei – ja, ich kann auch schon bis zwei zählen, aber nur wenn ich mich konnektiere oder wie das heißt – und da muss ich immer einsteigen. Meistens ist nur das kleine Auto da, das mag ich nicht so gerne weil da so wenig Platz ist. Wenn ich da also einsteigen soll dann frage ich jedesmal meine Mama ob wir nicht mit dem anderen Auto fahren können. Aber ich glaub sie ist schon alt und hört nicht mehr so gut denn sie scheucht mich dann immer in das kleine Auto und ignoriert meine Frage einfach. Da muss ich dann hinter Gittern sitzen und den Kopf einziehen so niedrig ist das. Viel schlimmer ist allerdings der kleine Quälgeist der mich immer nervt. Der ist immer sooo aufgeregt. Der tut so als müssten wir den ganzen Tag im Keller verbringen und dann macht der ganz komische Geräusche. Ich schau dann immer ob er was aufregendes sieht, aber da ist nichts. Man kann dann kein vernünftiges Gespräch mit ihm führen also lass ich es einfach.

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Die Sache mit dem Gassigehen

Achja, die Sache mit dem Gassigehen ist hier bei uns wohl ein hausgemachtes Problem. Nicht nur der Terrier, auch ich habe gern einen geregelten Tagesablauf. So hat es sich nun eingebürgert, dass wir zwischen 15:15 Uhr und 15:30 Uhr – im Sommer später (ein Riesendrama für beide Hunde) – zur nachmittäglichen Gassirunde aufbrechen. Wer es nicht weiß, ich arbeite von daheim aus und lege zu dieser Zeit dann den Stift nieder bzw. schiebe die Tastatur beiseite. Je nach Tagesverfassung beginnt der Herr Terrier schon so um 14.30 Uhr damit, sich neben meinen Schreibtisch zu setzen und mir Löcher in das Bein zu starren. Wird ihm das zu anstrengend legt er sich zu meinen Füßen nieder und springt sofort auf, wenn ich auch nur mit dem großen Zeh wackle.

Ist es dann endlich soweit und ich stehe auf rast der Terrier die Treppe hinunter um die Fluse zu wecken. Am Fuße der Treppe angekommen erwarten mich dann zwei aufgeregte Hunde: Der kleine bricht in Freudengeheul aus *wooooowwooooowwwoooooo* und der große dreht sich wie ein Tanzbär im Kreis und springt vor Freude.

Dann versuche ich mir Schuhe und Jacke anzuziehen, stetig begleitet von einem hinter mir her tippelnden Terrier und der Stolperfalle Fluse, die mitten im Flur liegt (zwischen Jacke und Schuhe liegt der komplette Flur). Ist das geschafft kommen die Halsbänder um die Hundehälse und die Haustür wird geöffnet. Der Terrier zwängt sich an mir vorbei um nach der Nachbarskatze Ausschau zu halten. Die Fluse springt hinaus und guckt und atmete dann erst einmal, als wäre es das erste Mal an diesem Tag.

Ich öffne den Kofferraum und fordere beide Hunde auf hinein zu springen. Der Terrier tuts prompt und guckt erwartungvoll – ebenso wie ich – in Richtung Fluse. Die hat weiterhin drei Meter neben dem Auto die Nase in der Luft. Ich bitte ihn einzusteigen. Nach 15 Sekunden habe ich dann doch seine Aufmerksamkeit erregt und er guckt mich fragend an. Ich bitte ihn wieder einzusteigen und nenne ihn Schlumpf weil er mal wieder so trödelt.

Die Fluse schnuppert wieder. Ich bitte ihn wieder. Manchmal steigt er dann ein, besser klappt es mit einem Leckerchen. Die Fluse zieht den Kopf ein und guckt als würde ich ihn im Tierheim absetzen. Ich schließe das Gitter der Box und steige endlich ins Auto. Kaum sind wir 30 Meter gefahren höre ich den Terrier hinten fiepen. Läuft ein Hund auf der Straße vorbei kläfft er wild. Dann fiept er wieder. Schlagen wir die letzten Meter Feldweg vor dem Parkplatz ein beginnt er in der Box hinten zu scharren und tippt mit der Pfote gegen die Gitterwände. Die Fluse guckt wie immer irritiert und leicht genervt. Öffne ich dann den Kofferraum sitzt ein wahres Nervenbündel von Terrier, am ganzen Leib bebend, in der Hundebox und steckt flehentlich die Nase durchs Gitter bis ich ihn endlich befreie.

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