Von Entenküken und der WC-Ente
Die Fluse ist ein Schnüffelmonster. Ich habe in meinem Leben wahrlich schon viele Hunde gesehen und erlebt, aber in Sachen Schnüffeln ist die Fluse ein spezielles Exemplar. Er macht jedem Beagle locker Konkurrenz. Haben wir einmal in der Woche Gehorsamkeitstraining in der Stadt läuft die Fluse permanent mit der Nase am Boden entlang – laute Schnüffelgeräusche von sich gebend. Er hat das inzwischen perfektioniert und schafft es, beim Laufen zu schnüffeln. Vermutlich kam das so: Als der Berner bei uns eingezogen ist, stand ich vor einem logistischen Problem.
Denn da gab es ja einen erwachsenen Hund, den Terrier, und der wollte auch Erwachsenendinge tun. Dazu gehörte auch ein ordentlicher Spaziergang mit ca 40 Minuten Länge. Viel zu viel für so eine kleine Fluse. Tragen kommt bei beinahe 10 kg Berner aber auch nicht in Frage, so lange alleine lassen geht aber ja nun auch nicht. Also verbrachten wir viel Zeit auf der Wiese und ich ließ den Terrier suchen. Die Fluse suchte fleißig mit und ich vermute, dass er seitdem diesen Schnüffeltick hat.
Im Urlaub hatten wir ja nun die befreundeten Hundemädels dabei. Und wie sich das für Mädels gehört, hatten beide in der Wohnküche ein Bett beziehungsweise eine Decke liegen. Kaum öffneten wir morgens die Küchentur, galoppierte die Fluse zu der Decke und schnüffelte sie ab. Man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass er hinging, schnüffelte und weiterging. Er fing quasi links unten an und arbeitet sich nach rechts oben durch. Das dauerte zwischen 30 und 40 Sekunden. Jeden Tag. Wir machten schon Witze darüber, dass er ein 3-D-Modell davon in seinem Kopf haben müsse und unsere Mitreisenden waren sich einig, dass ihm eines Tages die Nase explodieren würde. Auch draußen ist er immer eifrig am Schnüffeln und es ist wahrhaft niedlich zu sehen, wie er einen einzelnen Grashalm erst von unten nach oben, dann von oben nach unten nach Duftmolekülen absucht. Und diese in sich hineinsaugt. Nun ist es aber so, dass diese Gassigeherei nicht allein der Schnüffelei dient, sondern auch der Entleerung. Und manches Mal sieht man direkt, wie lästig es ihm ist, dass er jetzt kacken muss, wo er doch viel lieber schnüffeln würde.
Und da kommen wir zur WC-Ente. Ihr kennt das Ding mit dem gebogenen Hals, damit man gut unter den Rand der WC-Schüssel kommt, ja? Und so ähnlich sieht die Fluse dann manchmal beim kacken aus. Weil er hinten hockt und vorne schon wieder die Nase am Boden hat. Um zu schnüffeln. Und die Sache mit dem Entenküken? Manchmal hat er keine Lust Gassi zu gehen. Oder ihm ist zu warm. Oder ich habe den Spielzeugrucksack dabei. Und dann mutiert der Berner zum Entenküken, dackelt hinter mir her, hechelt mir in die Kniekehle und ist nicht durch schimpfen, betteln und scheuchen davon abzubringen, weiter hinter mir zu laufen. Kilometerlang. Manchmal bleibe ich stehen und er dann auch. Manchmal drehe ich mich um und scheuche ihn weg. Dann geht er ein paar Meter vor, schnüffelt und beobachtet mich aus dem Augenwinkel. Bin ich an ihm vorbeigelaufen, heftet er sich wieder an meine Fersen. So verbringen wir manches Mal eine ganze Gassirunde. Und manches Mal bin ich so genervt, dass ich dann eben den Rucksack mit dem Spielzeug von den Schultern nehme und den geliebten Ball werfe. Dann habe ich meine Ruhe und er seinen Willen. Und schnüffeln kommt mit Ball im Maul überhaupt nicht in die Tüte.