Weihnachten, die Normandie und die Sache mit dem Huhn
Der Terrier
Liebe Leute vor den Geräten da draußen, entschuldigt, dass ich mich erst jetzt melde aber hier gehen mal wieder unglaubliche Dinge vor. Vor einigen Tagen packte die Magd meinen Koffer und schickte mich auf Reisen. Erst dachte ich es gäbe Neuigkeiten von meiner edlen Familie und das Leben in diesem elenden Loch hätte endlich ein Ende aber nein, es stand nur mal wieder Urlaub vor der Tür. So kam es also, dass ich mir mit dem Schweizer Trampel eine Kabine in der Kutsche teilen musste und wir tagelang durch die Gegend gondelten. Am Bestimmungsort angekommen war ich doch recht froh und freute mich über den Anblick des Meeres. Unsere Unterkunft ist um einiges standesgemäßer als das, was ich inzwischen mein Zuhause nenne. Angrenzend an das Haus gibt es wenig mehr als Bäume, Wiesen und Felder. Am besten gefällt mit allerdings, dass es hier ein großzügiges Jagdrevier gibt. Direkt vor der Türe, man muss nur zugreifen zupacken. Eben das habe ich getan. Kaum zur Türe draußen sah ich es auch schon: Ein fettes, saftiges Huhn. Es hatte sich wohl verirrt und mit einem Satz war ich bei ihm. Es versuchte zu flüchten doch ich war schneller. Unter dem Tannenbaum konnte ich es dann endgültig stellen und fackelte nicht lange. Am selben Abend musste ich dann auch noch eines dieser pelzigen Viecher verscheuchen aber auch diese Aufgabe habe ich mit Bravour gemeistert.
Die Kost hier ist nicht schlecht auch wenn mir die ersten Tage nicht ganz wohl war. Noch Zuhause hat mich ein böses Keuchen ergriffen und ich dachte kurzzeitig, die Schwindsucht würde mich dahinraffen. Doch die Luft und die Jagd hier haben meine Lebensgeister geweckt. Der Schweizer Trampel lässt mich weitestgehend in Frieden und die Magd geht wie immer ihren Tätigkeiten nach – eher schlampig aber das kennt man ja von ihr. Nur einmal hat sie sich recht seltsam benommen denn wie ein aufgescheuchtes Huhn lief sie durchs Haus und murmelte stets etwas von einem Kabel. Ich vermute, sie hatte das Kabel für den Staubsauger daheim vergessen denn kaum war sie mit der Sucherei fertig begann sie hektisch das Haus mit einem Besen zu fegen. Wäre sie hündischer Natur hätte ich glatt eine Übersprungshandlung diagnostiziert doch ihr eher schlichtes Gemüt ist zu solcherlei Taten gar nicht fähig, da bin ich mir recht sicher. Eine freudige Überraschung gab es noch am Tage vor Weihnachten denn es kündigte sich Besuch an. Die nette alte Dame habe ich fast ein wenig ins Herz geschlossen, ihr Begleiter scheint mir dagegen sehr schüchtern, ja beinahe schon unhöflich in seiner Ignoranz mir gegenüber.
Die Fluse
Leute ich sags Euch, Urlaub ist toll! Endlich sind wir wieder hier, dort wo es endlos lange Strände und Wasser gibt. Meine Zeit verbringe ich gerne eher geruhsam, wate ein wenig durchs Meer, renne über den Strand und genieße es wie der Wind in meinen Ohren rauscht. Daneben mache ich mich ein wenig nützlich und befreie den Strand von Unrat. Während ich es am Meer recht entspannend finde bin ich mit unserer Unterkunft hier nicht so sehr einverstanden. Irgendetwas scheint dort ordentlich kaputt zu sein denn immer wieder knallt es laut. Unter einem entspannten Urlaub verstehe ich etwas anderes.
Und dann ist da noch dieser fieselige Pseudograf der lästig wie eine Schmeißfliege ist. Er kaut mir ja gerne im wahrsten Sinne des Wortes ein Ohr ab, am liebsten dann, wenn ich in meditativer Versenkung die Natur genieße. So richtig zur Ruhe komme ich also nicht, zumindest nicht draußen. In der Nachbarschaft befinden sich noch weitere Hunde, es ist ein stetiger Lärmpegel und dazu kommt die Knallerei die wie ein kaputter Auspuff klingt. Für einen kurzen Moment konnte ich diese allerdings vergessen als es für mich richtig Weihnachten wurde. Denn einen Tag vor dem Fest kam Oma und hat mich besucht. Ich habe gejauchzt vor Freude. Über die Kost hier kann man übrigens auch nicht klagen. Man muss schon sagen, die Franzosen verstehen ihr Handwerk. Vor allem die Sache mit den Leberpasteten haben sie voll drauf auch wenn ich sonst eher nichts für Leber übrig habe. Aber das ist wirklich lecker. Zu Weihnachten habe ich sogar ein Geschenk bekommen. Es soll meine grauen Zellen anregen dabei bin ich noch so jung und habe kein einziges graues Haar, von Zellen einmal ganz zu schweigen!
Ich
Vermutlich könnt Ihr es kaum erwarten, die kryptischen Andeutungen der Jungs entschlüsselt zu bekommen, oder? Es ist hier nämlich zuweilen tatsächlich ein wenig aufregend. Der Terrier hatte wirklich eine Halsentzündung als wir daheim losfuhren und mit einer ganzen Schar Fläschchen im Gepäck machten wir uns auf den Weg in die Normandie. Wir haben ein recht nettes Häuschen hier mit einem großen, eingezäunten Garten. Auf der angrenzenden Wiese wohnen Pferde und Ziegen und der Hühnerstall ist auch nicht fern. Und da kommen wir auch schon zu der Sache mit dem Huhn. Eines dieser Hühner hatte nämlich nichts besseres zu tun, als durch ein Loch im Gartenzaun auf „unser“ Grundstück zu schlüpfen. Als ich die Haustür aufmachte um die Hunde in den Garten zu lassen war der Terrier auch schon beim Huhn ehe ich überhaupt checkte, was los war. Das Huhn versucht durch das Loch im Zaun zu flüchten, schaffte es in der Hektik aber nicht. Es flitzte also gackernd unter eine Tanne im Garten, der Terrier hinterher. Die Fluse hatte prophylaktisch auch einmal einen Satz in die Richtung des Huhns gemacht, ließ sich von meinem Gebrüll aber beeindrucken und guckte etwas belämmert aus der Wäsche. Schreiend und brüllend versuchte ich gleiches beim Terrier zu erwirken der das Huhn tatsächlich zu fassen bekommen hatte. Unter dieser verflixten Tanne mit den tief hängenden Ästen hatte ich keine Chance, ihn zu fassen zu bekommen und zum werfen hatte ich auch nichts.
Er rupfte also fröhlich Federn aus dem Huhn und nachdem wir vor ein paar Monaten schon eine sehr unschöne Begegnung mit einem Pfau im Wald hatten, wusste ich, zu was der Terrier fähig ist (der Pfau überlebte) und dass jetzt schnell was passieren muss. Irgendwie habe ich es jedenfalls geschafft den Terrier zu verjagen und das Huhn konnte entkommen – und erfreut sich auch Tage später noch bester Gesundheit. Das Loch im Zaun wurde geflickt und seitdem darf Monsieur nur noch an der Schleppleine in den Garten (was ihm sichtlich missfällt) – was auch die Katze zu schätzen wusste, die sich noch am selben Abend bei der letzten Pipirunde hier zeigte. Die Fluse war so irritiert vom Brüller des Gatten, dass er wieder ins Haus flüchtete und mich 20 Minuten später anbettelte, nochmal hinaus zu dürfen.
Am 23. kamen meine Eltern hier an – ein Highlight für die Fluse der ja bekanntlich alle Menschen liebt aber seine Oma ganz besonders. Das stetige und ständige gebummbere vor unserer Tür rührt wohl von einem Schießstand in der Nähe her an dem einige der 13.000 ansässigen Jäger schießen üben – von Sonnenauf- bis Untergang und selbst am heiligen Weihnachtsfeiertag haben sie keine Gnade gezeigt. Die Fluse meidet den Garten daher eher wie die Pest.
Zu erklären wäre dann wohl noch die Sache mit dem Kabel. Als ich vor ein paar Tagen mein Macbook anwerfen wollte musste ich feststellen, dass es a) keinen Saft mehr hat und b) das Ladekabel unauffindbar war. Ich rannte tatsächlich wie angestochen durchs Ferienhaus und als Übersprungshandlung packte ich mir den Besen – beim saubermachen kann man prima nachdenken wo das verflixte Kabel denn nun sei (daheim natürlich, inzwischen aber angekommen). Der erste Weihnachtsfeiertag verlief ebenso geruhsam wie Heiligabend und es gab keine Zwischenfälle mit Hühnern, Ziegen oder Schafen. Die Hunde haben jeder ein Intelligenzspielzeug bekommen und der Gatte eine Drohne – ich hoffe schwer auf schöne Bilder von oben 🙂